Suhler Waffengeschichten
Ein älterer Herr schrieb an das Waffenmuseum Suhl:
“Ich bin im Besitz eines alten wunderschönen Hahndrillings, den ich Ihnen anbieten möchte.“
Über 50 Jahre ging er auf Jagd. Er hörte auf, weil die neuen Jagdrichtlinien nicht mehr seiner Passion entsprachen. Vom Vater erbte er das Gewehr, besorgte sich für das seltene Kaliber 8,15x46R die alte Schützenpatrone. Als es diese nicht mehr gab, lud er die Munition selbst.
Mehr als 20 Jahre leistete ihm der Hahndrilling gute Dienste. Er hat ihn lieb und wert gewonnen, auch wenn die anderen Jäger staunten mit welchem alten Ding er auf Jagd geht. Seine damit erlegten Rehe konnte er guten Gewissens verkaufen, da die Schüsse keine Hämatome verursachten.
Eine Nürnberger Waffe aus Suhl?
Schon seit dem 16. Jahrhundert fertigten die Suhler Waffen für Nürnberger Händler und Valentin Klett war im 20. Jahrhundert ein Waffenhändler. Im Besitz des Waffenmuseums ist eine weitere Waffe signiert mit Valentin Klett. Hergestellt hat diesen Luxushahndrilling jedoch Emil Kerner aus Suhl. Erkennbar an dem eingeschlagenen K auf der Laufunterseite.
Emil Kerner gründete 1890 in der Trübenbachstraße 3 seine Gewehrfabrik Kerner & Sohn. Valentin Kern hat sie dann wahrscheinlich noch verzieren lassen. Die Familie Kern ist 1945 bei einem der zahlreichen Bombenangriffe auf Nürnberg ums Leben gekommen.
In den letzten Jahren nahm der ältere Herr den Suhler Luxushahndrilling gelegentlich aus dem Waffenschrank und machte ein paar Anschläge damit.
„Die Erinnerung ist ein Paradies aus dem man nicht vertrieben werden kann.“ (Jean Paul)
Am Ende seines Briefes schreibt er: “Mich von ihm zu trennen fällt mir natürlich nicht leicht, der Hahndrilling wäre jedoch aus meiner Sicht im Waffenmuseum Suhl in besten Händen“.
Das seltene Gewehr, mit seiner besonderen Geschichte, ist nun in Suhl und wird gerade vorbereitet für die Dauerausstellung.
Text: Peter Arfmann